Landwirtschaft im Wandel

Auf der Suche nach dem richtigen Antrieb

von: Daniel Gosling, dpa
Leipzig. – "Der Agrardiesel ist für Landwirte unverzichtbar" – dieses Argument war während der Bauernproteste von Landwirtinnen und Landwirten immer wieder zu hören. Die letztliche Entscheidung der Bundesregierung, die Subventionen für den umweltschädlichen Treibstoff schrittweise auslaufen zu lassen, lässt fragen, wie die Energiewende auf den Äckern der Bundesrepublik aussehen könnte. Welche Alternativen gibt es? Und sind diese auch mit energieintensiven Arbeiten in der Landwirtschaft kompatibel?
Antriebstechnik Nachhaltigkeit und Innovation
Landwirte blockieren mit Traktoren die Elbebrücke. Landwirte wollen bei einer Protestaktion am Donnerstagabend Autobahnbrücken in Sachsen blockieren. Während Autos, Busse und teilweise auch Lastwägen mit Elektro- oder Wasserstoffantrieben unterwegs sind, schreitet die Energiewende in der Landwirtschaft vergleichsweise langsam voran.

Mehrere Landmaschinenhersteller wie New Holland, Deutz oder Liebherr haben bereits Elektro- oder Wasserstoffmotoren für Traktoren entwickelt. Auch die Firma Fendt hat sich das Thema alternative Antriebe auf die Fahne geschrieben. Für den unteren Leistungsbereich – also kleinere Traktoren mit einer geringen Motorleistung – will Fendt den Landwirtinnen und Landwirten noch dieses Jahr einen E-Schlepper anbieten.

Zudem werden derzeit zwei wasserstoffbetriebene Prototypen für den mittleren Bereich – Traktoren mit etwa 200 bis 250 PS – in Niedersachsen getestet.

Für sehr energieaufwendige Arbeiten seien diese Technologien jedoch nicht tauglich, sagt Sarah Riemer vom sächsischen Landesbauernverband. "Außer Biodiesel, sind die anderen Technologien noch nicht für die Landwirtschaft geeignet." Während Autos, Busse und teilweise auch Lastwägen mit Elektro- oder Wasserstoffantrieben unterwegs sind, schreitet die Energiewende in der Landwirtschaft vergleichsweise langsam voran.

"Zu den Gründen gehören vor allem die hohen Anschaffungskosten, die geringe Arbeitsgeschwindigkeit, die hohe Masse der Traktoren und damit verbundene zu geringe Umsetzbarkeit der Leistung", erklärt Riemer weiter. Hinzu kämen hoher Treibstoffbedarf und zu kleine Treibstofftanks.

Der Professor für Verbrennungsmotoren und Antriebstechnik an der Technische Universität (TU) Dresden, Frank Atzler, sieht zwar eine Zukunft für elektrische und wasserstoffbetriebene Motoren in der Landwirtschaft. Er glaube jedoch nicht, dass sich ein völliger Verbrennerverzicht durchsetzen wird. "Es wird Anwendungen für Wasserstoff und Strom geben, aber für Hochleistungsanwendungen sind beide Stoffe weniger gut geeignet.

Dafür werden flüssige Kraftstoffe notwendig sein." Atzler zufolge ist Diesel, zumindest für die Anwendungen, die hohe Leistungen erfordern wie etwa schwere Transportaufgaben, derzeit noch unverzichtbar.

"Da ist die benötigte Energiedichte so hoch, dass sie mit Batterien keinesfalls, mit Wasserstoff nur bedingt abgedeckt werden kann." Zudem würden hohe Kosten und Komplikation in der Handhabung die Produktivität der Landwirte verringern.

Die Energiewende in der Landwirtschaft ist seiner Meinung nach jedoch machbar. Allerdings gebe es hierfür eine notwendige Voraussetzung, betont Atzler:

"Die EU muss einsehen und schriftlich bekannt geben, dass E-Fuels, CO2-neutral zu bewerten sind." E-Fuels – also künstlich hergestellte Kraftstoffe – seien unverzichtbar für eine klimaneutrale Zukunft. Laut Atzler muss sich jedoch erst mal die Idee durchsetzen, dass der Verbrennungsmotor Teil der Lösung ist und nicht Teil des Problems."

Allerdings könne er nur Teil der Lösung sein, wenn er mit CO2-neutralen Kraftstoffen betrieben wird. Hierfür sei der Ausbau der erneuerbaren Energien essenziell. Global gebe es zumindest "genug Wind- und Solarenergie, um die ganze Welt zu versorgen."

Das Ziel Klimaneutralität lasse sich jedoch nur durch die CO2-Kreislaufwirtschaft lösen. Ein Ansatz, bei dem Kohlenstoffdioxid (CO2), das in die Atmosphäre freigesetzt wird, nicht nur reduziert, sondern auch wiederverwendet wird, um neue Produkte herzustellen.

Statt das CO2 einfach als Abfall zu betrachten, wird es eingesammelt und als Rohstoff genutzt – etwa für die Herstellung von Treibstoffen. Durch diese Wiederverwendung wird weniger CO2 emittiert und zugleich neue Möglichkeiten für nachhaltige Produktion geschaffen. Letztendlich müssten jedoch alle ihren Beitrag leisten – auch die Landwirte, meint er.

Die Debatte um den Agrardiesel könnte laut Atzler gelöst werden, indem "die ganz großen Betriebe keine Zuwendungen mehr bekommen." Diese würden ohnehin bereits aus so vielen Subventionstöpfen Geld bekommen.

Kleinere Betriebe, die mit Existenzsorgen kämpfen, könnten hingegen weiterhin Unterstützung beim Agrardiesel erhalten.

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